Rorschach

Pfarrei Sankt Kolumban

Die geschichtliche Entwicklung der Kolumbans-Pfarrei Rorschach/Rorschacherberg

Zu der Zeit, als die irischen Mönche und Glaubensboten in unserer Gegend erschienen, gehörten die nur spärlichen Bewohner zwischen Fünfländerblick und See zur St. Martins-Pfarrei in Arbon, bis das Kloster St. Gallen auf Rorschacher Gebiet Grundbesitz erhielt und für die nun hier ansässigen Leute eine Kirche erbaute. Sie wurde dem Meister des hl. Gallus, dem hl. Kolumban, geweiht. Das mag etwa ums Jahr 820 gewesen sein oder sogar schon früher, vielleicht unter dem hl. Abt Otmar (gestorben 759).

1489, als die Stadt-St. Galler und Appenzeller das nach Rorschach auf Mariaberg verlegte Kloster verwüsteten, hatten alle äbtischen Untertanen mit ihnen gemeinsame Sache gemacht. Mit der Annahme der Reformation hofften sie, nun endlich ihre politische Unabhängigkeit vom Kloster St. Gallen zu erreichen. Im November 1528 warfen die Rorschacher die Altäre aus ihrer Kirche und jagten den katholischen Pfarrer Christian Gruber davon. Sie wollten fortan in der ausgeräumten Kirche nur noch das «lautere Wort» Gottes hören.

Planprospekt des «Marktfleckens» Rorschach
Planprospekt des «Marktfleckens» Rorschach, Kupferstich (1794) von Johann Franz Roth (1731-1798)

Die zweite Schlacht bei Kappel (1531) brachte die grosse Wende. Der Fürstabt von St. Gallen kehrte aus dem Exil in sein verwüstetes Kloster zurück und die Pfarrei Rorschach aus der Bevormundung durch die Zürcher wieder unter seine Botmüssigkeit. Sofort begann die Rekatholisierung der alten Landschaft, die 1572 abgeschlossen war. Rorschach war seit diesem Jahr wieder ausschliesslich katholisch und blieb es bis zur Gründung des Kantons St. Gallen.

Die ursprüngliche Kirche musste 1438 einem Neubau weichen. Dieser wurde 1644, 1666, 1693-95 und 1783-85 erweitert und verlängert. 1970 erfolgte eine Aussenrestaurierung. Den heutigen Glanz verdankt sie einer Innenrestaurierung (1992-1994).

Ensemble von Altem Pfarrhof, Seelenkapelle, Pfarrkirche St. Kolumban und Konstantius-Pfrundhaus
Ensemble von Altem Pfarrhof (links), Seelenkapelle, Pfarrkirche St. Kolumban und Konstantius-Pfrundhaus (rechts). Aquarell (1840) von Joseph Martignoni (Museum im Kornhaus, Rorschach)

1896-1899 erfolgte der Bau einer zweiten Kirche - der Jugendkirche - dem Heiligsten Herzen Jesu geweiht (darum einfach Herz-Jesu-Kirche genannt). Regelmässige Gottesdienste finden aber auch in der Spitalkapelle (4. Stock kant. Spital, Rorschach) und und während der Sommerzeit in der Kapelle Wilen-Wartegg statt. Diese, 1706 als Schlosskapelle erbaut, ging 1947 mitsamt der dazugehörigen Kaplanei in den Besitz der Kirchgemeinde über. Durch die Aussen- und Innenrenovation von 1998-2000 erlangte diese Marien-Kapelle wieder Glanz und Ausstrahlung. Für spezielle Gottesdienste steht aber auch die Kapelle im St. Annaschloss, Rorschacherberg zur Verfügung.

Die Pfarrei St. Kolumban zählt heute gegen 7500 Katholiken und umfasst die beiden politischen Gemeinden Rorschach und Rorschacherberg. Die Leitungsverantwortung liegt beim Seelsorgeteam, dem Pfarreirat und dem Kirchenverwaltungsrat. Seit vielen Jahren arbeiten sie partnerschaftlich zusammen. Die drei Leitungsgremien verbringen alle 2 Jahre eine Klausurtagung in Bezau. Dort versuchen sie, sich den Fragen der Zeit zu stellen, welche eine Herausforderung für Kirche und Glaube mit sich bringen: Zeichenhaft stehen dafür etwa die Verlegung des Firmalters ins 18. Lebensjahr, das Engagement in der offenen Jugendarbeit oder die Mitarbeit einer hauptamtlichen Sozialarbeiterin im Seelsorgeteam.

Genährt wird diese Herausforderung von einem unerschütterlichen Glauben an ein Miteinander mit Menschen aus allen Kulturen und Glaubensrichtungen, auf dass wir alle einmal das Leben in Fülle haben werden. Ein junges und engagiertes Seelsorgeteam reflektiert seine Arbeit jährlich an dem Leitbild, welches gemeinsam mit den Leitungsgremien erarbeitet wurde: begegnen, solidarisch sein und feiern. Neben den Leitungsgremien wirken etwa 300 unverzichtbare, ehrenamtlich tätige Frauen und Männer in der Sorge am Menschen mit, indem sie ihnen ein Ansehen geben. Ihr grosses Engagement und die Vielfalt an Gruppierungen schenken somit dem Logo der Pfarrei, der Kolumbanssonne, ein strahlendes Gesicht.

Im Hinblick auf eine zu bildende Seelsorgeeinheit mit Goldach und Untereggen wurde von den Leitungsgremien der drei Pfarreien eine Verwaltungsvereinbarung unterzeichnet, welche am 01.01.2008 in Kraft gesetzt wurde. Drei Pfarreien begegnen sich in solidarischem Miteinander, um gemeinsam das Leben zu feiern. So ist die Pfarrei St. Kolumban zusammen mit der Mauritiuspfarrei Goldach und der Magdalenapfarrei Untereggen als Glaubensgemeinschaft im neuen Jahrtausend unterwegs.

Quelle: Kaplan Arthur Kobler
Text: Pfr. Georg Schmucki
Ergänzt: Patrick Büchel