Kolumbanskirche Geschichte

Seelenkapelle

Seelenkapelle
Die Seelen- oder Totenkapelle, wie sie früher hiess, erbaut im Jahre 1686, verdankt ihre Entstehung dem damaligen Rorschacher Pfarrer P. Mauritius Geiger, Mönch des Klosters St. Gallen, einem Manne, der durch seine katechetischen Schriften weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt wurde.

Wer den Bau entwarf und wer ihn ausführte, ist aus den Akten nicht ersichtlich. Vermutlich waren es einheimische Künstler und Handwerker, deren es damals in Rorschach eine Reihe gab. Es sei nur erinnert an den Bildhauer Johann Joseph Auer, den Schöpfer von zahlreichen Altären und Plastiken in Rheinau und am Oberrhein.

Der Name der Kapelle weist auf ihre ursprüngliche Zweckbestimmung hin, Aufbahrungsort der Toten und Begräbnisstätte zu sein. Hier fand denn auch Maria Margaretha geb. Wirz von Rudenz, gestorben am 16. September 1696 im Schloss Wartegg, als Erste ihr Grab. Ihr Gemahl, der berühmte äbtische Landeshofmeister Freiherr Fidel von Thurn, erhielt von Fürstabt Joseph von Rudolfis von St. Gallen die Erlaubnis, in der Pfarrkirche eine Krypta anlegen zu lassen. Heute noch gewahrt man dort im rechten Seitenschiff das Epitaph dieses Staatsmannes und Diplomaten, dem nur eines, das grössere Territorium und die grössere Aufgabe zu noch grösserem Ruhme fehlte. Ihm, als dem Einzigen seines Geschlechtes, sollte es vergönnt sein, in der Familiengruft die Urständ zu erwarten. Schon sein Sohn Gall Anton, Hofmarschall, Premierminister und Obervogt zu Rorschach, gestorben den 23. Oktober 1741, und sein Enkel Joseph Leodegar, ehemals bischöflich-konstanzischer Obervogt zu Kaiserstuhl, gestorben am 13. März 1759, mussten sich wieder mit der Seelenkapelle begnügen, da die Bewilligung, in der Pfarrkirche bestattet zu werden, nicht mehr gegeben wurde. Vom 23. August 1742 datiert eine ausdrückliche Bestimmung, die die Vorhalle für die gräfliche Familie von Thurn und Valsassina reserviert. Das war umso mehr berechtigt, weil bereits ihr Ahnherr Fidel viel zum Bau der Kapelle beigetragen hatte. Aber auch diese Bestimmung fiel dahin, als die späteren Wartegger Schlossherren in ausländische Dienste traten und darum anderswo ihre letzte Ruhestatt wählten. Eine zweite Verordnung aus dem gleichen Jahre 1742, in der Kapelle vom Gründonnerstag bis zum Karsamstag das Allerheiligste aufzubewahren und auszusetzen, fand länger Beachtung. Schliesslich kam auch dieser Brauch in Abgang, um erst in neuester Zeit wieder aufgenommen zu werden. Heute dient der intime Raum hauptsächlich der Abhaltung kirchlicher Vereinsversammlungen.

Die Gesamtansicht der Kapelle sowohl des Inneren wie des Aeusseren, hat sich seit 280 Jahren nur unmerklich verändert. Verschwunden ist leider eine holzgeschnitzte Pieta. Verschwunden sind auch verschiedene Oelbilder, die schon 1711 auf Befehl des Fürstabtes Leodegar Bürgisser entfernt werden mussten, da sie eher die Verzweiflung der Verworfenen, als die Hoffnung der Armen Seelen darstellten. Selbst der Altar und die farbige Holzdecke der Kapelle fanden beim 19. Jahrhundert keine Gnade mehr. Der erstere wurde durch ein wertloses Werk des Jahres 1870 ersetzt, die letztere mit einer gewölbten Gipsdecke verdeckt. Die Restauration, geleitet von Prof. Dr. Linus Birchler und 1953/54 durch die Rorschacher Firma Karl Haaga ausgeführt, hat die unglücklichen Zutaten beseitigt und der Kapelle das frühere, barocke Aussehen zurückgegeben.

Autor: unbekannt